Ex post
Donnerwetter – Unbekanntes Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert aufgetaucht
Eine Rückschau auf die Veranstaltung zu einem Ölporträt eines Geistlichen des Mannheimer Hofmalers Johann Wilhelm Hoffnas: „Sternstunden & Geistesblitze … auf den Spuren von Christian Mayer und Johann Jakob Hemmer“ mit Vorträgen von Dr. Kai Budde (Technoseum Mannheim) und Dr. Peter Winkler (Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg).
Vor über 200 Jahren begannen die Wissenschaft mit der kontinuierlichen Wetterbeobachtung und man kann durchaus behaupten, dass die Wurzeln der modernen Meteorologie bis nach Rheinland-Pfalz, genauer nach Horbach bei Kaiserslautern reichen, denn hier wurde JOHANN JAKOB HEMMER 1733 geboren. Hemmer war Sekretär der Societas Meteorologica Palatina und auch deren Leiter. Ihm zur Seite stand Christian Mayer, Astronom und Professor an der Universität Heidelberg. Als Exjesuit mit wichtigen internationalen Verbindungen, unterstützte er Johann Jakob Hemmer beim Aufbau eines ersten meteorologischen Weltnetzes.
Man kann es sich wohl am ehesten so vorstellen: Seit der Gründung der Gesellschaft 1780 traf regelmäßig Post aus aller Welt in Mannheim ein; u.a. auch vom Hohenpeißenberg aus Bayern. In der Post befanden sich Daten, welche die Mönche des gleichnamigen Klosters am Bergobservatorium gesammelt hatten. Morgens früh um sieben war Pfarrer Guarinus Schlögl erstmals in den Beobachtungsraum getreten und hatte die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den Luftdruck abgelesen und diese zusammen mit weiteren Daten in einer Tabelle notiert. Um exakt 14 Uhr Ortszeit wiederholte der Geistliche die Prozedur und um Punkt 21 Uhr kontrollierte er das letzte Mal für den Tag die Instrumente – ganz nach dem Rhythmus, den Johann Jakob Hemmer, der Initiator dieser systematischen Wetterbeobachtung in seiner Anleitung als die „Mannheimer Stunden“ festgelegt hatte. Die Wetterdaten sandte die Station zu Hemmer nach Mannheim, der die Werte von insgesamt 39, teils internationalen Messstationen sammelte und in den Jahrbüchern der Gesellschaft, den „Ephemeriden“ veröffentlichte. Hemmer und seine Mitstreiter schufen so das erste weltweite Netz verwertbarer, heute noch geschätzter Wetterdaten und legten damit die Grundlagen der wissenschaftlichen Meteorologie.
Er hatte das eingeführt, was heute selbstverständlich ist: zu festen Zeiten mit gleichen, geeichten Instrumenten das Wetter beobachten, um so bessere Vorhersagen machen zu können. Von Johann Jakob Hemmer, dem Pionier der pfälzischen Meteorologie, war bislang leider kein Bildnis bekannt. Das könnte sich durch den überraschenden Fund eines Ölgemäldes aus dem 18. Jahrhundert, das einen Geistlichen darstellt und aus dem Besitz der Nachfahren Hemmers stammt, ändern.
Johann Jakob Hemmer war erster Hofkaplan des pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor. Er hatte theologische Schriften aus dem Französischen übersetzt, sprachwissenschaftliche Arbeiten verfasst, Franklins Blitzableiter weiterentwickelt und für dessen systematische Einführung gesorgt, physikalische und medizinische Forschungen besonders zur Elektrizität und ihrer Wirkung betrieben, Klimatologie, Meteorologie und Astronomie gefördert und sich als Dichter betätigt. Der Universalgelehrte starb 1790 in Mannheim.
DER Sensationsfund stand im Mittelpunkt des Forums „Sternstunden & Geistesblitze“ am 11. Juni 2010 in der Rotunde der TU Kaiserslautern.
Andererseits könnte es sich gleichsam, aufgrund entsprechender Indizien, auch um das Porträt des 1783 verstorbenen Christian Mayer, oder um den zweiten Astronomen Johann Metzger handeln, der Mayer bei seinen Beobachtungen unterstützte. Von beiden Astronomen, beide auch Jesuiten, gibt es keine Darstellung als Gemälde, lediglich von Mayer existiert ein Profilbildnis auf der in seinem Todesjahr herausgegebenen Ehrenmedaille, angefertigt von dem Medailleur Heinrich Boltschauser.
Eine Veranstaltung der Academia Domitor – Studienforum Johann Jakob Hemmer e.V. in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein der Pfalz e.V. - Bezirksgruppe Kaiserslautern und der Studentischen Arbeitsgemeinschaft für Astronomie – SAGA e.V. an der Technischen Universität Kaiserslautern.