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Ganz Europa befand sich im Herbst 1752 in Aufruhr, nachdem wenige Wochen zuvor am 19. Oktober die Pennsylvania Gazette einen Brief von Benjamin Franklin veröffentlichte, indem dieser seinen Gedankengang zu dem heute berühmten Drachenversuch schildert. Einem der größten wissenschaftlichen Rätsel seiner Zeit war er auf die Spur gekommen: Dem Geheimnis der elektrischen Natur des Blitzes!

Als Sohn eines Bostoner Seifensieders wurde Benjamin Franklin nicht nur einer der berühmtesten Naturforscher seiner Zeit, sondern zugleich auch bedeutender Staatsmann der jungen von ihm mitgegründeten USA. Damit ist er das klassische Beispiel eines Selfmade-man, der sein Leben trotz bescheidener Anfänge durch Fleiß, harte Arbeit und Geschick erfolgreich zu meistern verstand und zugleich dem Gemeinwohl diente. Franklin, der gewitzte Erfinder, brillante Humorist, geniale Naturforscher, erfolgreiche Geschäftsmann und politisch hochambitionierte Gründungsvater der USA, war bereits zu Lebzeiten weit mehr als nur ein allseits geachteter Staatsmann, Entrepreneur, Physiker und Literat; er war eines der ganz großen Idole der Aufklärung, dem eine so aufrichtige und allgemeine Verehrung zuteil wurde, wie sie nur außerordentlich wenige Menschen vor ihm und nach ihm erlebt haben.

Benjamin Franklin gilt allgemein - und zu recht - als Erfinder des Blitzableiters. Jedoch wurde auch diesseits des Atlantiks, in der Pfalz, an der Erfindung gearbeitet. Es war der 1733 in der Südwestpfalz geborene Forscher und Naturwissenschaftler Johann Jakob Hemmer, der sich mit der Franklin`schen Erfindung befasste und sie in Experimenten weiterentwickelte.

Johann Jakob Hemmer wurde als Sohn der Bauern Wilhelm und Anna Margarethe Hemmer in dem kleinen Dorf Horbach in der Pfalz geboren. Seine Ausbildung erhielt er auf der Lateinschule im damaligen (Kaisers)Lautern und auf dem Jesuitenseminar in Köln. Über die Stelle eines Hauslehrers in Dirmstein führte 1760 sein Weg an den Mannheimer Hof. Hemmer erhielt eine Anstellung als Hofkaplan. Am 20. Oktober 1768 wurde er ordentliches Mitglied in der naturwissenschaftlichen Klasse der erst wenige Jahre zuvor (1763) gegründeten Pfälzischen Akademie der Wissenschaften.

Neben seiner Tätigkeit als Sprachwissenschaftler beschäftigte Hemmer sich von 1776 als Leiter der kurfürstlichen physikalischen Kabinette in Mannheim und Düsseldorf vorwiegend mit dem Phänomen der Elektrizität und als Leiter der 1780 gegründeten Pfälzischen Meteorologischen Gesellschaft mit der Atmosphäre und dem Wetter im Besonderen.

Heute ist Hemmers Name hauptsächlich mit der Einführung des Blitzableiters in der Kurpfalz verbunden, der in der Folge an allen wichtigen Gebäuden der Pfalz, und später auch in Düsseldorf und München erfolgte. Es war das Sommerschloss des kurpfälzischen Obristjägermeisters Freiherr von Hacke in Trippstadt, wo Hemmer am 15. April 1776 den ersten „Blitzfänger“, einen sogenannten Fünfspitz anbrachte. Am 4. Mai berichtete Hemmer der Mannheimer Akademie von den Vorteilen des Blitzableiters und seiner Wirkungsweise; im Juli 1776 begann er mit der Montage der Blitzableiter auf dem Schwetzinger Schloss. Seine sogenannten „Einspitze“ oder „Fünfspitze“ zieren noch heute die Dächer der Parkbauten und des Schlosses in Schwetzingen.

Mit einem Erlass bestimmte Karl Theodor 1776 als erster unter den deutschen Fürsten, dass alle Schlösser und Pulvertürme seines Landes mit Blitzableitern auszurüsten seien. In den folgenden Jahren breitete sich ein regelrechter Elektrizitätstaumel aus, der dazu führte, dass die Hemmerschen Fünfspitze mehr und mehr nachgefragt wurden. Als modische Spielereien und Randerscheinungen seien hier die Blitzableiterkonstruktionen auf Kutschen, Regenschirmen und Damenhüten der Pariser Haute Couture anzusehen.

Zum 275. Geburtstag von Johann Jakob Hemmer erinnerten die „Geistesblitze“ vom 11. – 13. Juni 2008 an „DIE“ Erfindung durch Benjamin Franklin und anknüpfende „Blitzideen“ von Johann Jakob Hemmer für die Pfalz!

*Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Academia Domitor - Studienforum Johann Jakob Hemmer e.V. in Zusammenarbeit mit der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V., dem Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie dem Lehrstuhl für Hochspannungstechnik und EMV an der TU Kaiserslautern.*

Hierzu ausführlich

Literaturtipp

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Fotos: PR & Marketing | TU Kaiserslautern und Gerhard Bauer.

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